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Das ist der tatsächliche Grund rund für die eigenwillige Fensterkonstruktion mit Mini-Loch.

Warum sind Flugzeugfenster rund?

Im Flugzeug einen Fensterplatz zu bekommen, ist für den ungehinderten Blick über die Wolken ein absoluter Glücksfall. Wann immer Passagiere einen Flug buchen, können Sie sich auf bewährte Funktionen und identische Grundausstattungen verlassen. Vertraute Funktionen im gewählten Klassenstatus oder die routinierte Ankündigung der Crew, den Sicherheitsanweisungen Folge zu leisten – hoch über den Wolken gelten besondere Regeln und Vorsichtsmaßnahmen. Auf 35.000 Fuß Flughöhe bedarf es einer außergewöhnlich stabilen und robusten Konstruktion, um den enormen Kräften der Atmosphäre standzuhalten. Stellt sich die Frage: Warum sind Flugzeugfenster rund? Panorama Air entwirrt den tatsächlichen Grund rund um die eigenwillige Fensterkonstruktion mit Mini-Loch.

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Flugzeugfenster sind rund – na und?

Sobald das Flugzeug zum Steigflug ansetzt, vergrößert sich mit jedem Höhenmeter der Luftdruck und die von außen auf das Material einwirkenden Kräfte. Um diesen statischen Herausforderungen auf eine möglichst effiziente Art und Weise gerecht zu werden, haben die Fenster im Flugzeug seit den 1960er-Jahren keine eckige, sondern runde Form. Zu Beginn der professionellen Luftfahrt 1903 hatten die Maschinen noch Fenster mit Ecken. Doch diese Konstruktion sollte sich als Fehler herausstellen. Mit modernen Innovationen und stetigen Weiterentwicklungen gelang es der Luftfahrt Flugzeuge zu konstruieren, die wesentlich schneller und höher fliegen konnten.

Ein schweres Versäumnis war es, in dieser Phase der Modernisierungen nicht daran zu denken, den Fenstern ein druckstabileres Design bei gleichzeitig anderer Materialwahl zu verpassen. Stattdessen blieben die Fenster eckig und die Scheibe eine Schwachstelle. Es stellte sich heraus, dass sich Passagiere in diesen Fällen in höchster Lebensgefahr befinden, denn durch die Ecken kann die Scheibe dem Druck in der Höhe nicht standhalten und zerberstet. Zwei Flugzeuge der britischen De Havilland Comet, dem weltweit ersten Düsenflugzeug, erreichten bis zu 740 Stundenkilometer in etwa 10.000 Metern Flughöhe und begannen in der Luft regelrecht zu „zerfallen“. Spätere Untersuchungen lösten dieses technische Rätsel: Die quadratischen Fenster waren schuld an diesen Ereignissen. Da Ecken natürliche Schwachpunkte darstellen, konnte der hohe Luftdruck die Scheiben zerstören. Bei runden Konstruktionen gibt es diese Stellen nicht, denn sie verteilen Last und Gewicht komplett gleichmäßig. Eine physikalische Tatsache, die sie nicht mehr anfällig für Brüche bei hohem Druck macht.

Darum ist die Form so wichtig

Fenster in modernen Flugzeugen, sowohl in der Luftfracht als auch bei Passagiermaschinen, bestehen aus 3-fach-Scheiben. Zwischen ihnen kommt es hoch über den Wolken zu einem besonderen physikalischen Phänomen. Der Druckunterschied in heute üblichen Reisehöhen von etwa zehn Kilometern beträgt nur noch ein Viertel des an der Erdoberfläche normalen Wertes von 1.000 Hektopascal. Für Passagiere wäre diese Umgebung lebensgefährlich. Daher wird der normale Atmosphärendruck aufrechterhalten und der Rumpf unterliegt großen Belastungen wie bei einem Luftballon. Eckige Fenster verteilen einwirkende Kräfte ungleichmäßig und liefern an den Kanten die ersten Ansatzpunkte für Risse. Darum ist das runde Design der Scheibenflächen in den Flugzeugen keine Frage der Ästhetik, sondern eine Notwendigkeit.

Flugzeugfenster bestehen aus drei Schichten Kunststoff. Wobei die äußerste etwa einen Zentimeter Dicke aufweist und mit der Rumpfkonstruktion fix verbunden ist. Zwischen ihr und der Mittelscheibe befindet sich Luft als Element zur Wärmedämmung. Damit diese zirkulieren kann, befindet sich in der mittleren Scheibe ein winziges Loch. Letztlich lastet der gesamte Druck auf dem äußersten Fenster. Das innerste Flugzeugfenster ist hingegen nicht sicherheitsrelevant und hält einen größeren Abstand zum Mittelstück. Sie soll Passagiere von einer Berührung dieser abhalten. Bei bis zu minus 60 °C Außentemperatur schützt das Element zudem die Fluggäste vor unangenehmen Kältekontakten. Solange sich der Flieger im Steigflug befindet, sinkt der Kabinendruck. In der Reiseflughöhe entspricht der Luftdruck etwa 2.500 Meter.

Weshalb haben Flugzeugfenster ein Loch?

Das Loch ist dazu da, den Druck in der Flughöhe auszugleichen. In der Luftfahrt wird dieses Mini-Loch als „Breather Holer“ bezeichnet und übernimmt zwei wichtige Funktionen. Flugzeugfenster mit ihren drei Acrylschichten sollten keinesfalls beschlagen. Durch das Loch kann Feuchtigkeit, die zwischen den Elementen entsteht entweichen und die Scheiben bleiben frei. Für Passagiere ist allerdings der zweite Grund bedeutender: Der Hohlraum zwischen der Außen- und Mittelscheibe sorgt für ein Gleichgewicht beim Luftdruck. So zerbersten die Acrylgläser auch dann nicht, wenn die Flughöhe über zehn Kilometern Höhe liegt.

Noch sparsamer wäre der Flugzeugbetrieb ohne sichtgewährende Fensterflächen. Ähnlich wie bei Frachtflugzeugen würde das Weglassen von Rundfenstern Geld und im regelmäßigen Einsatz Sprit sparen. Für Passagiere bliebe statt dem herrlichen Blick nach draußen nur eine Kameraverbindung ins Freie mit einer Übertragung per Monitor.

Runde Flugzeugfenster – das Tor in den Himmel

Ein schweifender Blick über die Wolkendecke, atemberaubende Lichtspiele und eine unendlich wirkende Weite – Flugzeugfenster erlauben den Passagieren eine außergewöhnliche Sicht auf Wolkenstrukturen, Halos und Glorien. Manchmal zeigen mehrere Effekte gleichzeitig und das runde Flugzeugfenster selbst scheint in dieser einzigartigen Umgebung wechselnd zu wirken. Wo sonst lassen sich für Fluggäste so wundervolle Vorgänge beobachten, die sie anderenorts kaum zu Gesicht bekommen würden. Da das Himmelslicht zum Teil polarisiert ist, zeigen sich an den runden Fensterrändern häufig Regenbogenfarben. In dieser farbenschillernden Vielfalt sind die Stunden über der Wolkendecke ein eindrucksvolles Erlebnis, das viele besonders bunte Spektralspiele für Betrachter:innen bereithält.

Mit der Einführung von Düsentriebwerken und Druckkabinen war es in der Luftfahrt erstmals möglich höher zu fliegen. Das war aus einem ökologischen und ökonomischen Grund sinnvoll, denn hoch oben ist die Luft dünn und der Luftdruck niedrig. Entsprechend sparsam sind die Maschinen, da sie einem geringeren Widerstand ausgesetzt sind und weniger Kerosin benötigen. Ganz offensichtlich hat das schicke ovale Aussehen der Flugzeugfenster keinen ästhetischen Grund, sondern dient dem Sicherheitsaspekt.