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Als Pilotin und feministische junge Frau schrieb Amelia Earhart Geschichte und verwirklichte ihren Traum vom Fliegen.

Amelia Earhart - Eine Pilotin & ihre Geschichte

Amelia Earhart erlangt als erste Passagierin auf einem Atlantikflug Bekanntheit. Doch die junge Pilotin kann mehr und will nach diesem Atlantikwagnis von 1932 einen für damalige Zeiten völlig unerreichbaren Rekord aufstellen: die Umrundung des Äquators. Amerikas legendärste Fliegerin erzählt eine aufregende Lebensgeschichte, eine ausgesprochen weibliche für diese Zeit. „Frauen müssen sich versuchen dürfen, genauso wie Männer!“ Nach dieser Devise lebend, stieg Amelia Earhart (1897 – 1937) zu einer Ikone der frühen Frauenemanzipation auf. Ihr Bestreben: Frauen aus dem beengenden Käfig des Geschlechts herauszuholen.

Ein spektakuläres Beispiel liefert Amelia Earhart im Alter von 38 Jahren. Ihr gelingt es, weite Teile des Pazifiks im Alleinflug zu überqueren. Mit dem Fliegen kommt die spätere Pilotin als Militärkrankenschwester in Toronto in Kontakt. Dort entdeckt sie ihre Leidenschaft für Flugzeuge. Amelia nutzt die Chance am nahe gelegenen Flugareal und begleitet einen Piloten in die Luft. In ihrer Autobiografie „The fun of it“ schreibt die Flugpionierin später: „In dem Augenblick, als der Flieger die Bodenhaftung verlor, wusste ich – das muss ich selbst probieren, ich muss fliegen“. In den 1930-er Jahren ein teurer Traum, der Flugschein kostet bis zu 4.000 $.

Um sich diesen Wunsch zu erfüllen, arbeitet Amelia Earhart in mehreren Jobs, ihre Eltern weigerten sich nämlich die Kosten zu übernehmen. Als der junge Freigeist auf einem Nonstop-Flug über den Atlantik teilnimmt, erlangt die Frau große Bekanntheit. Doch die Welt nimmt die angehende Pilotin lediglich als „Beiwerk“ an Bord der „Friendship“ wahr. Ein Gedanke, der Amelia Earhart missfällt. Sie möchte selbst fliegen. Nach 20 Stunden und 40 Minuten landet der Pilot Wilmer Stultz das Flugzeug in Wales. Doch an diesem 18. Juni 1928 feierten die Menschen nicht ihn, sondern die erste weibliche Passagierin eines Atlantikflugs.

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Wer war Amelia Earhart?

Amelia Mary Earhart wird am 24. Juli 1897 als Tochter eines Rechtsanwaltes und seiner Frau in Atchinson, Kansas geboren, ihre Schwester Grace Muriel zwei Jahre später. Die Schwestern verbringen die Kindheit im Haus der Großeltern. Ihr Vater, Samuel Stanton Earhart, ist Alkoholiker und die Familie gerät durch seine Sucht zunehmend in Bedrängnis. Er verliert eine Arbeitsstelle nach der anderen, es folgen finanzielle Schwierigkeiten. Vermutlich entwickelt die junge Amelia in dieser Zeit ihre Abneigung gegenüber alkoholischen Getränken.

Schon als Kind ist die Amerikanerin anders und möchte alles machen, was Jungs tun. Die spätere Flugpionierin spielt Football, baut Baumhäuser und schießt mit dem Gewehr, ein Geschenk ihres Vaters anstelle von Puppen. Am liebsten kleidet sie sich in Bloomers-Frauenhosen, die volle Bewegungsfreiheit ermöglichen, aber längst nicht so schön aussehen wie die üblichen Mädchenkleider.

Früh sehnte sich die Pilotin nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit, schließt 1916 mit Auszeichnung die High-School ab, wird Militärkrankenschwester und lebenslang überzeugte Pazifistin. Nach dem Krieg beginnt die Humanistin an der Columbia University in New York City ein Medizinstudium, schließt aber nicht ab. Entscheidend für den weiteren Lebensweg der jungen Frau war das Ereignis in einem Flugzeug mitfliegen zu dürfen. Ab diesem Zeitpunkt dachte Amelia nur an eines: „Ich möchte unbedingt selbst fliegen.“ Die Eltern weigerten sich, den Spleen ihrer Tochter zu finanzieren. Flugunterricht kostete damals 1.000 $. Um sich das kostenintensive Hobby finanzieren zu können, nimmt die zukünftige Pilotin 28 verschiedene Jobs an, von der Würstchenverkäuferin auf Volksfesten bis zur Telefonistin. Die Protagonistin erhält ihre erste Flugstunde bei Anita Snook und kauft sich nur wenige Monate später ein gebrauchtes Flugzeug, die „Kinner Airster“. Mit diesem Flieger stellt Amelia 1922 den Höhenweltrekord (4.267 Meter) für Frauen auf.

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Was machte Amelia als Pilotin so besonders?

Im Juni 1928 fliegt die Begeisterung mit dem Piloten Wilmer Stultz mit. Amelia Earhart und der Mechaniker Lous Gordon sind an Bord der „Friendship“. Ein Jahr nach Charles A. Lindbergs Triumpf vom Mai 1927. Sein Nonstop-Flug von New York nach Paris brachte ihm Ruhm ein. Der Start zum Flug über den Atlantik erfolgte auf einer Insel vor der Ostküste Kanadas, auf Neufundland. Genauer in Trepassey. Als angehende Pilotin nimmt sie im unbequemen hinteren Teil des Flugzeugs Platz, trägt eine geliehene pelzgefütterte Fliegerkombination und führt das Logbuch.

Nach einem Flug mit miserabler Sicht und durch dichte Wolken funktioniert der Funk nicht mehr, die Crew verliert die Orientierung. Statt dem anvisierten Ziel Irland navigiert der Pilot im Blindflug in die Bucht von Burry Port in Wales in Großbritannien. Das Besondere an dem Mythos von Amelia Earhart ist die Tatsache, dass diese schlaksige Blondine quasi über Nacht zur Heldin aufsteigt und 1928 zur „Frau des Jahres” gekürt wird. Ihre Mission: die Frauen von Stereotypen zu befreien. Bald avancierte die Pilotin zum großen Idol zahlreicher junger Amerikanerinnen.

Als zielstrebiger Charakter durchlebt der Privatmensch keine enormen Höhen und Tiefen. Schon immer richtet sich der Fokus auf Etappen, die unbedingt erreicht werden wollten. Im August 1929 nimmt die Pilotin am ersten Frauen-Luftwettkampf der Weltgeschichte teil. Die Flugpionierin wird moralisch und finanziell vom New Yorker Verleger George Putnam unterstützt. Ihr späterer Ehemann ist überzeugt vom Können seiner Frau und fördert die Ambitionen über den Atlantik und Pazifik fliegen zu wollen.

Für die damalige Zeit ist eine derart offene Beziehung mit gleichberechtigten Zügen äußerst selten. Die Powerfrau findet sich nach dem siebten Heiratsantrag des 10 Jahre älteren Mannes mit der Ehe ab, den Gedanken jemals Kinder zu haben und eine Familie zu gründen, hegt sie nicht. Was damals eine Sensation war: Amelia vereinbarte eine „offene Ehe“ per Ehevertrag. Sie ordnet alles dem Fliegen unter, befürchtet aber, die Heirat könne ihre Vorliebe zu Flugzeugen einschränken.

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Ihre Meilensteine

Flug über den Atlantik – von Kanada nach Irland

1932 fliegt Amelia Earhart als erste Frau mit einer Lockheed Vega von der kanadischen Insel Neufundland über 3.200 Kilometer Wasserküste des Atlantiks bis nach Londonderry im Norden Irlands. Ein schwieriges Unterfangen mit Durchquerung einer Schlechtwetterfront. Das Höhenmesser fällt aus, die Tragflächen vereisen, Benzin tropft aus einem kaputten Auspuffkrümmer – das Flugzeug wird immer schwerfälliger. Die erfahrene Flugpionierin geht mit der Maschine tiefer, gerät ins Trudeln und verliert für etwa 1.000 Meter die Steueroberhand. Das Flugzeug stürzt senkrecht in die Tiefe, bevor die Pilotin wieder alle technischen Funktionen kontrolliert. Obwohl sie Paris nicht wie geplant erreicht und stattdessen inmitten einer irischen Kuhherde landet, gilt ihr Flug als Sensation. Somit war die Amerikanerin der erste Mensch, der den Atlantik zweimal in der Luft überquert hat – einmal als Pilotin und einmal als Passagierin. Für diesen Rekordflug wird Amelia von Präsident Hoover mit der Goldmedaille der „National Geographic Society“ geehrt und erhält außerdem als erste Frau das „Distinguished Flying Cross“. 1932 wird sie als „beste Fliegerin der Welt“ mit der „International Harmon Trophy“ ausgezeichnet.

Transkontinentaler Alleinflug von Kalifornien nach New Jersey

Nur wenige Monate später und noch immer 1932 unternimmt die Fliegerin einen weiteren Rekordflug. Von Los Angeles nach Newark legt die Maschine 3.987 Kilometer in 19 Stunden und 5 Minuten zurück. Ein Jahr später folgt die Wiederholung, diesmal gelingt der Alleinflug in 17 Stunden und 7 Minuten.

1935 – ein Jahr der Rekorde

Amelia Earhart gelingt der erste Flug zwischen dem amerikanischen Festland und Hawaii. Rund 4.000 Kilometer legt die Flugpionierin als erster Mensch zurück, dem dieses Vorhaben glückt. In 18 Stunden und 15 Minuten geht es von Honolulu nach Oakland in Kalifornien. Ein Wolkenbruch verwandelt die Rollbahn in einen Sumpf, Amelia landet wohlbehalten und wird von geschätzten 10.000 Menschen empfangen. Im selben Jahr unternimmt die Flugpionierin einen Alleinflug von Los Angeles nach Mexiko-Stadt. Flugzeit 13 Stunden und 23 Minuten. Als sie nach einem Flug von Mexiko-Stadt über den Golf von Mexiko in New Jersey Newark landet, wird die Protagonistin bejubelt.

1937 – die Welt am Äquator umrunden

Nach dem ersten Alleinflug von Charles Lindbergh über den Atlantik machte Amelia Earhart ihren Traum wahr und überquerte mit einer Lockheed Vega 5B den Ozean. Technische Probleme und schlechtes Wetter zwangen die Amerikanerin in die Knie. Das Flugzeug erreicht das Ziel Paris nicht, die vorzeitige Landung findet auf der irischen Insel in Londonderry statt. Mit dem Wissen dieser technischen Herausforderung ausgestattet, macht sich die Flugpionierin an das bislang größte Projekt, die Überquerung des Pazifiks im Alleinflug. Das tollkühne Unternehmen wird zum Großteil von der Purdue University finanziert, plus einer gesponserten Lockheed Electra als fliegendes Labor.

Der erste Start zum geplanten Flug um die Welt missglückte. Die Maschine wird durch einen Brand schwer beschädigt, Amelia kehrt nach Washington D. C. zurück, bis das Flugzeug wieder repariert ist. Mehr als 500 Schaulustige verabschieden Earhart und den Navigator Noonan als die rote Lockheed Electra am 01. Juni 1937 um exakt 05:56 Uhr in die Luft abhebt. Ihre Rückkehr ist für den 04. Juli, dem Unabhängigkeitstag der USA, geplant.

Die Pilotin sitzt im Cockpit und steuert das Flugzeug, Navigator Fred Noonan kauert im Rumpf zwischen den Tanks. Die Lautstärke der Maschine macht eine normale Kommunikation unmöglich. Beide schreiben sich Zettel und schieben diese an einer Schnur hin und her. Geplant ist die Route nach Südwesten entlang der südamerikanischen Küste. Es folgt die Überquerung des Atlantiks von Brasilien nach Senegal. 8 Tage später landet die Crew in Karachi – die Hälfte der Strecke ist geschafft. Im Anschluss geht es über Indien nach Rangun Malaysia.

Der Flug fordert seinen Tribut und volle Konzentration von Navigator und Pilotin. Zusätzliche Herausforderungen wie Monsunregen, Sandstürme und tropisch-heiße Nächte zehren an der Substanz. Nach der Landung auf der Insel Java fühlt sich Amelia Earhart krank und erschöpft. Sie zweifelt an dem Lohn dieser Strapazen, ihr Ehemann drängt die toughe Frau zum Weiterflug.

Bis Ende Juni legt das Flugzeug mit Navigator Fred Noonan bereits drei Viertel der Strecke zurück. Von der Insel Neuguinea aus sollte die letzte Etappe starten und das Weltrekordteam über den Pazifik zur Insel Howland führen. Dieser Abschnitt gilt als besonders riskant und ist 4.740 Kilometer lang. Die winzige Insel der Phönix-Gruppe inmitten der Südsee zu finden, ist ein schwieriges Unterfangen. Es war jene Zeit, in der Navigatoren nur mit Uhr, Geschwindigkeitsmesser, Kompass, Sonnenstand und Sterne sowie durch Funksignale Orientierungshilfen erhalten. Die Lockheed Electra braucht Treibstoffvorrat und Noonan studiert die Karten der US-Regierung. Doch die Howland-Insel ist irrtümlich rund 10 Kilometer mehr nordwestlich eingezeichnet. Das Drama nimmt seinen Lauf. Amelia Earhart und ihr Begleiter kommen am Ziel dieses finalen Zwischenstopps nie an.

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Ihr Verschwinden

Am 02. Juli 1937 nimmt das eingespielte Team die letzte Etappe in Angriff. Beim Beschleunigen über die stoppelige Startbahn bricht die Antenne des Kurzwellensenders. Am Ende der Piste schäumt das Wasser der Salomonensee auf, weder Fred noch Amelia oder der US-Küstenwache im wartenden Kutter „Itasca“ vor Howland Island fällt das Fehlen auf. Die Lockheed Electra kann zwar einen Funkspruch absetzen, aber keinen empfangen.

Amelia Earhart wollte die kleine Insel per Funkpeilung ansteuern. Deshalb wartet dort vor der Küste der US-Kutter und reagierte wie geplant auf jeden Funkspruch. Daraufhin meldet die Pilotin mehrfach, keine Funksignale zu empfangen und irrt im Pazifik umher. Offenbar folgt Amelia einer Positionslinie und meldet nach Sonnenaufgang via Funkspruch „200 miles out“. Unruhig wartet das Empfangskomitee am Flugfeld der Insel, ein letztes Mal hört man Amelia: „Wir sind auf Position 157-337. Fliegen Nord-Süd.“ Es war das letzte Lebenszeichen.

Das Rätsel um Amelias und Freds Ende ist gelöst

Lange galt das traurige Ende von Earhart als widersprüchlich. 1940 werden auf der Pazifikinsel Nikumaroro von britischen Soldaten Knochen, ein Frauenschuh sowie eine leere Sextantenkiste gefunden. Man bringt die Knochen auf die Fidschi-Inseln, kann aber zunächst keine Zuordnung der männlichen Überreste treffen. In den Folgejahren gehen diese Knochen von Nikumaroro verloren.

Neue Erkenntnisse eines Sonarbildes der International Group for Historic Aircraft Recovery, kurz Tighar, lösen das Geheimnis um den Tod der Flugpionierin. Forscher von Tighar verfolgen die These, dass Noonan und Earhart das Atoll Nikumaroro erreicht haben. Auf den Bildern ist ein unidentifiziertes Objekt zu erkennen, das laut Erklärung von Tighar das Fahrwerk der Lockheed Electra darstellen könnte.

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Amelia Earhart – das Schicksal einer Powerfrau

Selbstbestimmung und der Drang zu fliegen, dominieren seit ihrer Jugend das Handeln von Amelia Earhart. Sie gilt als Protagonistin des freien feministischen Lifestyles, ohne sich der männlichen Familienrolle unterordnen zu wollen. Bis heute wertschätzen Frauen die Pilotin als engagierte Rekordhalterin mit großen Zielen vor Augen: die Welt im Flug zu erkunden. Eine der ersten Fliegerinnen, die weltweit durch eine Mischung aus Furchtlosigkeit und Pioniergeist Bekanntheit erlangte.